2011 im Hochsommer, ich darf erstmalig eine schwangere Frau fotografieren. Karina ist in der 39 Woche und in einer ganz besonderen Zeit ihres Lebens am Übergang zur Mutterschaft. Wir verbringen ein unvergessliches Shooting in der Natur miteinander. Beeindruckt und tief berührt von dieser Erfahrung will ich mehr davon.

Ich zeige die Bilder meiner Oma, Jahrgang 1933, sie ist entsetzt. Sie fragte mich, wer eine nackte, schwangere Frauen sehen wolle, das ginge doch nicht. Sie entschuldigt sich noch am selben Abend. Zu ihrer Zeit mussten Schwangerschaft und der weibliche Körper noch versteckt werden. Sie wurde vor ihrer Hochzeit 1955 mit meinem Papa schwanger, musste es zu Beginn geheim halten und durfte dadurch auch nur in schwarz heiraten. All das hat mich schwer getroffen, lange gelähmt und sehr nachdenklich gemacht. Ich mache weiter mit dem Portraitieren dieser transformierenden Reise und will sie zeigen, die starken und gleichzeitig vulnerablen schwangeren Frauen.

2022 habe ich das große Glück selber diese Reise anzutreten und bin durch Schwangerschaft, Geburt und Mutterwerdung geschritten. Ich entschied mich für eine Hausgeburt, und schnell bemerkte ich, dass unglaublich viel Angst rund ums Thema Schwangerschaft und Geburt kreist. Auch in der Stillzeit gibt es viele Berührungsängste mit der Sichtbarkeit des weiblichen Körpers. Noch immer findet zu viel Entmächtigung und zu wenig Empowerung statt für diesen so sensiblen Prozess der Schwangerschaft und des Mutterwerdens.

Ich glaube, dass jede Frau für eine selbstbestimmte Geburt und Mutterschaft alles in sich hat. Ich möchte Frauen dabei unterstützen an sich zu glauben. Das Shooting und die Fotos sind eine Geburtsvorbereitung, mit der Intention der individuellen Stärke und Schönheit jeder Frau Raum zu geben und sie zum Ausdruck zu bringen.

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Wochenbett / Familie